Nike Cherry Blossom

Es war ein Kampf. Einer der harten Sorte. Mit Kreischen, Schreien, Hass und Unverständnis. Aber am Ende hat er sich ausgezahlt: ICH HABE DIESE SCHUHE BEKOMMEN.

Man sagt ja, die Beziehung zwischen Mensch und Tier sei eine ganz innige. Ich stimme dem zu – und muss erweitern: Auch die Beziehung zwischen Mensch und Schuh kann sich als sehr innig herausstellen. Versteht mich nicht falsch – ich würde meinen Hund immer dem Paar Sneaker vorziehen. Aber ich freue mich trotzdem wie ein Schnitzelkönig, wenn eine pornöse Limited Edition in meinen Warenkorb wandert. So geschehen mit den Nike Cherry Blossom Theas. Ich weiß noch, wie ich mit Toko und Sina in Frankfurt beim Lunch saß, als Tokos Freundin Sina mir aufgeregt erzählte, wann genau die Cherry Blossom Schuhe in den Verkauf gehen. Das Datum hatte ich nämlich noch nicht gewusst – und mir einen Wecker gestellt. Freitag, 9 Uhr, Eileen wird vor dem Rechner sitzen. Mit Schlaf in den Augen, aber mit flinken Fingern gesegnet. Denn seitdem ich erste Sneak Previews gesehen hatte war mir klar: Ich muss diese Schuhe haben. Perfekte Frühlingsfarben, perfekte Passform, einfach perfekt für Eileen.

 

Dumm nur, dass ich den Wecker aus nebulösen Gründen ein bisschen zu lange snoozte. Die Konsequenz: Freitag, 9 Uhr, Eileen nicht vor dem Rechner. Stattdessen wurde daraus kurz vor zehn Uhr morgens – und mein Puls beschleunigte wie irre. So hoch war er in meiner desaströsen Karriere beim Schulsport nie gewesen und mein Sportlehrer kann vermutlich fast ein bisschen stolz auf mich sein, dass mein Puls überhaupt in diesen Schnelligkeitsbereich kommen kann. Das Adrenalin in meinem Körper half natürlich beim Online-Shopping nix: Die Theas in Größe 39 waren weg. Futsch, ausverkauft, ätsch bätsch. Dass ich aber auch so eine Mainstream-Schuhgröße haben muss. Auch die Air-Max-Variante der Nike Cherry Blossom gab es nicht mehr. Das wäre mein Plan B gewesen. Etwas klobiger, aber nicht weniger geil.

Ich durchsuchte noch das Internet, nervte Google mit sämtlichen Suchaufträgen und musste mich am Ende geschlagen geben: Die Schuhe und ich – das sollte wohl nicht sein. 

Doch rund zwei Wochen später, ich erinnerte mich an die Cherry Blossom Schuhe weil in Japan die Kirschblütensaison in ihrer vollen Pracht in Gange war – gab ich der Suche eine neue Chance. Und – heilige Schuhmutter Gottes – da waren sie. Die Theas! In 39! Ein einziges Mal wieder im Handel – es muss sie wohl jemand zurückgeschickt haben (was ich nicht verstehen kann, aber mir kam es ja zu Gute). Nicht lange überlegt, Kreditkarte gezückt – und Daten online eingegeben. Rund fünf Minuten später kam schon die Bestellbestätigung. So schnell hatte ich wohl noch nie mal eben im Bus auf dem Weg von der Arbeit nach Hause Geld ausgegeben. Meine Fresse, was war ich glücklich!

Und umso glücklicher bin ich jetzt noch immer, denn die Schuhe kamen tatsächlich bei mir an und passen 1A. Seitdem trage ich sie bei gutem Wetter dauernd, ich finde sie sind doch super schick und auch für seriöse Anlässe völlig grandios. Ich trug sie im Büro, im Park, sogar letztens im Bundestag oder beim Food-Festival. Echte Allrounder – nur zum Feiern sind sie mir zu schade. Da tausche ich die Kirschblütezeit gegen abgeranzte Vans und schrömmelige Chucks. Die liebe ich nicht weniger – denn auch meine alten, ausgelatschten Sneaker haben eine Geschichte zu erzählen. Ich verbinde sie mit Erlebnissen, mit Exfreunden, mit Saufabenden im Dorf, mit Mädelspartys und Pfirsichsekt oder langen Abenden im Park. Die meisten meiner Schuhe sind für mich Erinnerungsstücke, von denen ich mich nicht trennen mag. Und ich bereue so gut wie nie, dafür einen Batzen Geld hingelegt zu haben. 🙂

Zur Orientierung: Die Nike Cherry Blossom Thea haben rund 130 Euro gekostet. 

 

Fotos: Anika Nowak