Im Kindergarten saß ich bockig auf der Treppe, weil ich mit meinen drei Jahren noch keine Schleife binden konnte.
„Frag doch eins der älteren Kinder, Eileen. Die Jungs helfen dir bestimmt gerne. Die sind schon groß“, sagte meine Erzieherin damals zu mir.
„NEIN!“, soll ich nur unter Tränen zurück gebrüllt haben. „ALLEINE“ wollte ich das schaffen, was die Jungs schon konnten. Mit meinen drei mickrigen Lebensjahren wollte ich das, was ich bei anderen Kindergartenkindern sah, ohne fremde Hilfe schaffen. Ohne dass die großen Jungs mir die Schuhe zubinden.
Also habe ich jeden Tag stundenlang geübt. Bis ich meine Mutter zur Weißglut trieb, denn ein bockiges Kind macht nun mal niemandem Spaß. Ich biss die Zähne zusammen, versuchte immer neue Wege, diese verdammten Schnürsenkel zu Schlaufen zu binden und daraus eine Schleife. Und irgendwann, nach ein paar Wochen, klappte es.
Und ich war nicht nur das stolzeste Kind im Kindergarten. Sondern auch mit meinen drei Jahren die Jüngste, die das konnte.
Eigentlich ziemlich lächerlich, über welche Kleinigkeiten im Leben man schon so früh stolpert und sie umsetzen will. Mir gefiel der Gedanke einfach nicht, dass jemand anderes mir die Schuhe zubindet. Vor allem nicht die großen Jungs mit dem selbstgefälligen Lächeln, die sowieso viel stärker waren. Das, was mich betraf, wollte ich selbst umsetzen.
Das erzählte mir meine Mutter zumindest einige Jahre später mit einem Grinsen im Gesicht. Und ich grinste zurück.
(Das Foto entstand aus meinem Hotelzimmer in Barcelona. Übernachtet habe ich im Melia Barcelona Sarria)
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Weltweit gingen gestern Hunderttausende Menschen auf die Straße beim Women’s March. Sie protestierten vor allem gegen den neuen Präsidenten Donald Trump. Auch viele Promis und Hollywood-Stars – darunter Madonna, Emma Watson, Alicia Keys und Cher – liefen mit und hielten Reden. Reden, in denen es um die Rechte von uns Frauen geht. Um unser Recht, ohne dumme Sprüche, rassistische Äußerungen und sexistische Schwätzereien durchs Leben gehen zu können. Traurig genug, dass Donald Trump trotz Sätzen (und vor allem seiner Einstellung) wie „Grab them by the pussy“ zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde. Dass es genug Bürger gab, die ihm ihre Stimme gaben. Und damit meine ich nicht nur Marc Terenzi, der ganz locker-lässig darüber im aktuellen Dschungelcamp plauderte.
Umso hoffnungsvoller also, dass beim Women’s March mehr Menschen auf die Straße gingen, als bei Trumps Vereidigung am Freitag (offizielle Zahlen werden nicht rausgegeben, aber Bilder sprechen für sich). Schilder und Parolen machten vor allem jungen Frauen und Mädchen Mut, sich nicht unter kriegen zu lassen. Dass uns Girls die Zukunft gehört. Denn wenn Queen Beyoncé singt, dass Frauen die Welt regieren, muss das doch stimmen?! Welch stärkeres Rollenbild der Filmindustrie gibt es, als Prinzessin Leia? Der Anführerin der Rebellenallianz? Sie war furchtlos im Kampf und entschlossen, der Tyrannei des Imperiums zu besiegen.
Ich bin mir sicher, Carrie Fisher blickte mit Stolz an diesem Wochenende auf uns herab und würde sie noch leben, wäre sie mitmarschiert.
(Das hier ist Stella. Stella ist mutig, eine Kämpfernatur und unerschrocken)
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Diese Welt braucht Female Heroes. Das sage ich nicht, weil es gerade sehr angesagt ist, so zu denken. Sondern weil ich schon mit drei Jahren etwas alleine schaffen wollte und mir die Zeit dafür nahm. Und mir sicher bin, dass wir alle irgendwann schon mal an diesem Punkt waren. Denn diese noch so kleine Erfolgsmomente gehören jedem einzelnen von uns selbst. Und machen uns stärker. In einer Welt, in der einige Klischees auch 2017 noch nicht tot zu bekommen sind, tun weibliche Helden einfach gut.
Eigentlich sollte es in diesem Beitrag nur um meinen Besuch in Barcelona gehen. Ich war vor kurzem vom Spiele-Riesen King (macht u.a. Candy Crush) eingeladen worden zum Launch eines neuen Games. Ein Thema, was auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zu Ein Zimmer voller Bilder passt. Aber sehr wohl zu mir. Ich bin 26, weiblich, und liebe Games. Und da bin ich ebenfalls nicht alleine – denn das geht ganz vielen von uns Mädels ja so :). Ob auf der Konsole, dem Game Boy, dem PC oder Handy. Das ist zum Glück schon lange nicht nur Männersache und aktuell zocke ich wieder meine alte Pokémon-Gold-Edition auf dem alten Game Boy, den ich an Weihnachten Zuhause wiederfand.
Was mich aber dazu bewegt hat, das Event in Barcelona mit meiner aktuellen Gemütslage zu verbinden, ist das Spiel selbst. Uns Medienvertretern wurde „Bubble Witch 3“ vorgestellt. Ein Bubble-Shooter in der dritten Generation mit knallbunten Farben und tollen Soundeffekten. Mit einer Story, die dich von Level zu Level begleitet, während du versuchst, in den vorgegebenen Zügen alle Blasen zum Platzen zu bringen. Es macht wirklich Spaß, dieses Spiel zu spielen. Es ist einfach zu bedienen, kurzweilig, man kann prima im Bus, in der Bahn oder beim Warten ein paar Level zocken. Ein perfektes Game eben für verdammt viele Menschen.
Was für mich aber der allerbeste Pluspunkt ist: Wir haben eine Heldin. Keinen holden Ritter, der eine eingeschüchterte Prinzessin retten muss. Nö. Die Gute nimmt das selbst in die Hand. Stella ist eine Hexe, die in Bubble Witch 3 versuchen muss, einen bösen gestiefelten Kater zu besiegen. Klingt kindisch, aber die Idee dahinter ist doch sehr fortschrittlich. Natürlich existiert Stella auch in den vorangegangenen Spiele-Versionen und wurde in den letzten Jahren schon zum Vorbild. Die Entscheidung der Macher, einen weiblichen Charakter zu erschaffen, ist immerhin eine sehr bewusste Handlung. Mir gefällt die Idee, dass auf der ganzen Welt nicht nur Frauen, sondern auch Männer als unerschrockene Hexe versuchen, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und sei es nur innerhalb einer knallbunten App, die für alle Altersklassen bedienbar ist und irre Spaß macht.
(Im Büro von King in Barcelona durfte ich mein eigenes Level designen)
(Und dann direkt testen, ob Hexe Stella und ich mein Level geschafft hätten!)
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Was ich seit meines kurzen aber wunderbaren Barcelona-Abenteuers gelernt habe? Not all heroes wear capes. Manche tragen einen Hexenhut. Manche pinke Pussy-Mützen und Parolen-Schilder auf der Straße. Und manche lernen, dass aus zwei Schnürsenkel-Enden verdammt noch mal eine Schleife entstehen kann. Und gemeinsam sind wir noch stärker, als alleine sowieso schon. Wir müssen uns nur immer wieder daran erinnern.
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