Schluss, aus vorbei. Das war’s. Keine Festivals mehr dieses Jahr. Das Lollapalooza Berlin war mein neuntes und letztes Festival dieses Jahr. Ein irrer Sommer liegt hinter mir, mein Handy platzt fototechnisch aus allen Nähten und mein Instagram-Feed war noch nie so bunt und voller Outdoor-Eindrücke, wie in den letzten drei Monaten. Beim Lolla kamen vergangenes Wochenende die letzten Schnappschüsse hinzu – und ich möchte euch sehr gerne etwas zum Festival erzählen. Denn dass nicht alles cool war, habt ihr vielleicht mitbekommen. Dass am Ende alles gut war, aber hoffentlich auch …
Schon im Vorfeld dachte ich mir: Rennbahn Hoppegarten? Mutig! Immerhin liegt der Ort in Brandenburg, ist nur direkt an eine S-Bahn angebunden und logistisch eine Herausforderung. 85.000 Menschen kommen, die meisten fahren mit den Öffis, denn die Parkplätze sind 45 Minuten zu Fuß weit weg, im Vorfeld zu reservieren und wer will schon Fahrer sein, wenn es Bier gibt? Und was soll ich sagen: Die Heimfahrt am Samstag war tatsächlich Horror. Hin ging es noch – die S-Bahn zum Lolla fuhr nur alle 10 Minuten, weswegen sämtliche Bahnen einfach rappelvoll waren. Aber macht auch nichts – die Stimmung war trotzdem top und die Stunde Fahrtzeit ging schon rum. Zur Not helfen Wegbierchen und ein paar laut gegrölte Lieder 🙂
Das Lollapalooza selbst war irre groß. Vier Bühnen, ein eigener Bereich für Kids, viele Sponsoren mit eigenen Areas, die wir alle mal abklappern wollten. Was natürlich total in die Hose ging. Denn wenn du nicht aufpasst, verlierst du auf dem großen Gelände und der Masse an Menschen direkt deine Freunde. Und da das Handynetz wirklich niemals funktionierte, warst du quasi lost. Aber auch das stört nicht weiter und kann einfach passieren, wenn man auf so eine große Massenveranstaltung geht.
Optisch war das Lolla wie immer ein Meisterwerk. Drittes Jahr in Folge – am dritten neuen Ort in Folge. Eine eigene Fabelwelt irgendwo zwischen Alice im Wunderland und Hogwarts-Magie. Mit eigenem Musikdurstig-Getränkeparadies, Beauty-Ecke, Karaoke-Bar, einer eigenen kleinen Festival-Welt von Absolut Vodka, einem grünen Kiez mit lauter Fairtrade-Unternehmen, Fotoboxen, Chill-Zone, und Kirmes. Mit riesigen Blumen, Menschen auf Stelzen, Spiegel-Installationen und einem Lametta-Wald, der mein zweites Zuhause wurde. Der Erfinder dieser tollen Sache hat einen eigenen Preis verdient. Ehrlich. Optik kann das Lolla – aber ich fand alles schon fast ein bisschen zu voll und weitläufig. Echte Reizüberflutung. Ich wusste nicht, wo ich zuerst hingucken soll, welche Richtung ich einschlagen soll – denn alles hat man in zwei Tagen einfach nicht geschafft. Schließlich spielt für mich nach wie vor die Musik die erste Geige, auch wenn diese auf dem Festival für einige Besucher zweitrangig war. Denn wer alles entdecken wollte, musste auf den ein oder anderen Act einfach verzichten.
Mein Installations-Highlight war der Lametta-Wald, den ich bittebitte in meinem Zimmer brauchte. So einfach, so schön – kostenlos und vor allem ohne nerviges Anstehen. Von dort aus konnte ich auch einer der beiden Hauptbühnen problemlos lauschen und mich zu Rudimental vom Lametta umzingeln lassen. HERRLICH. Und sehr fotogen.
Musiktechnisch freute ich mich riesig auf ein sechstes Mal Marteria – und dann trat auch noch Casper kurz zu Marten auf die Bühne. WAS ein Knaller, vor allem da ich beide Künstler und ihre neuen Alben einfach feiere. Marten geht halt immer, genau wie Henning. Der kann mir mit seiner Stimme auch aus der Speisekarte der Pommesbude vorlesen und ich bin verzückt. AnnenMayKantereit spielten am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein, was ein bisschen perfekt war. Die Band, die auf der größten Bühne ihrer bisherigen Karriere spielte, war einfach so happy, dass es ansteckend war und wir alle einfach breit grinsend mitsangen. Highlight Nummer 3 waren natürlich die Foo Fighters. Dave ist ein Gott. Und seine Bandkollegen ebenfalls. Musik von der Haarspitze bis in den Zehnagel – und herrlich sympathisch auf der Bühne. Dave ist so ein Mann, von dem würde ich mich gerne adoptieren lassen – oder mal mit ihm in einer schummrigen Bar versacken und über Songs quatschen. Immerhin sind Pat Smear und er ein lebendes Stück Nirvana. Was einfach krass ist. Und krass bleibt. Mit den letzten Klängen der Foo Fighters trat ich am Sonntag die Heimreise vom Hoppegarten nach Kreuzberg an. Und war SO SO SO überrascht, dass die Abreise einfach problemlos klappte. Dass die Orga vor Ort top war, die Ordner freundlich und geschult, die Busse genügend vorhanden und die Bahnen leer. Denn am Samstag sah das leider ganz anders aus…
Ich schrieb schon für BILD.de einen Erfahrungsbericht, den der ein oder andere von euch vielleicht gelesen hat. Es herrschte totales Chaos. Während der Veranstalter die Situation herunterspielt und sagt, dass es zu keiner Zeit eine Panik gegeben habe, kann ich nur sagen: Zum Glück sind die Menschen ruhig geblieben! Die Panik ist nur nicht ausgebrochen, weil die Besucher vernünftig waren. Denn sonst hätte es verdammt düster ausgesehen.
Ich habe kein Problem damit, zu warten. Ich verstehe, dass wenn 85.000 Menschen nach Hause wollen, es Zeit braucht. Ich habe am Ende 3,5 Stunden statt einer Stunde bis nach Hause gebraucht. Was auch noch okay ist. Was ich nicht okay fand? Ich fühlte mich vom Veranstalter am Samstag alles andere als abgeholt. Schon tagsüber bereiteten uns große Leuchttafeln an der Bühne auf die Abreise vor: „Wie im Vorfeld angekündigt, stellt uns die An- und Abreise vor eine Herausforderung. (…) Bitte plant eure Abreise rechtzeitig und nutzt die unterschiedlichen Abreisemöglichkeiten“.
Übersetzt heißt das: Wenn ihr halbwegs entspannt nach Hause wollt, verpasst ihr Bands, die ihr sehen wollt und für die ihr Geld bezahlt habt.
Wir nahmen am Samstag nach der letzten Band den Ausgang zu den Shuttlebussen, die uns zu einer U-Bahn bringen sollten. Ein anderer Ausgang führte zur S-Bahn Hoppegarten. Erstmal standen wir 45 Minuten OHNE EINE EINZIGE ANSAGE noch auf dem Gelände, denn der Ausgang C war dicht. Ich stand mitten in einer Menschentraube, die immer dichter wurde, weil jeder nach vorne kommen wollte. Nach 45 Minuten wurden wir endlich zu den Bussen gelassen – ich sah 7 oder 8 Busse für Zehntausend Menschen. Wieder warten, wieder keine Ansagen, wohin die Busse fahren oder wo man sich anstellen sollte. Blöd war, dass durch das Gedränge Menschen gegen Absperrbitter gequetscht wurden und die Stimmung langsam kippte. Nach 1,5 Stunden stand ich gequetscht in einem Bus, der an einer S-Bahn hielt. Dort die Überraschung: Die Bahnen, die Tausende Menschen heim fahren sollten, fuhren nur alle 30 Minuten. Als Kurzzüge. Kein Ordner oder Polizist war anwesend. Wir warteten also wieder, nur um in die Bahn irgendwie reingequetscht zu werden. Denn niemand wollte noch mal 30 Minuten warten. Was dazu führte, dass es so eng war, dass meine einzige Devise war: Bloß nicht stolpern. Wenn du fällst, fallen direkt 30 Menschen auf dich drauf.
Ihr könnt euch also vorstellen, wie froh ich war, als ich im Bett lag. Und per Twitter las, dass es den Menschen am Ausgang zur S-Bahn Hoppegarten noch viel schlimmer erging. Dort gab es Notarzt-Einsätze und kein Wegkommen. Die Bahnen fuhren kaum und wenn, waren sie durch eine andere Veranstaltung in Brandenburg schon voll. Organisation? Geht besser.
Und zum Glück haben die Lollapalooza-Veranstalter die Köpfe zusammen gesteckt und uns allen am Sonntag einen reibungslosen Ablauf beschert. Was mir nur zeigt: Es geht, wenn man will. Und die nötigen Mittel und das Geld einsetzt 🙂
Trotzdem komme ich natürlich gerne wieder. Denn natürlich hatte ich auf dem Lolla Spaß. Natürlich kam das Festival-Feeling rüber, auch wenn der Abreise-Dämpfer ehrlicherweise groß war. Manche Freunde von mir reisten Sonntag nicht mehr an, weil sie keine Lust auf den Stress hatten. Aber 2018 wird das Festival nun ins Olympiastadion verlegt. Der vierte Ort im vierten Jahr – und die An- und Abreise für alle Besucher damit deutlich entspannter. <3
Danke an Anika und Marie, die mir ein paar ihrer Schnappschüsse zur Verfügung stellten 🙂 Und das mit dem Knutschmund ließ sich leider nicht vermeiden. 😀
6 Comments
Oh, das sieht nach so viel Spass aus!! Tolle Bilder & ich stimme Dir zu, das mit dem Lameter sah wirklich cool aus!
glg finja | http://www.effcaa.com
Schön das du auch die positive Seite des Festivals zeigst.
Was ich wirklich schade finde, dass die An- und Abreisethematik vom eigentlichen tollen Festival ablenkt.
Hier kann ich aber auch nur sagen dass das echt den Veranstalter trifft. Für andere Großveranstaltungen bestellen die Veranstalter bei der S-Bahn zusätzliche Fahrten. Das wurde hier wohl nicht für nötig gehalten, was ich sehr schade finde weil jeder der sich mit dem Standort der Location und der ÖPNV Anbindung beschäftigt sofort ein großes Staunen im Gesicht hatte.
Das sind tolle Bilder! Hattest du eine Kamera mitgenommen?
Also ich bin auch 2 Tage dort gewesen und hatte an beiden Tagen überhaupt keine Probleme von dort aus weg zu kommen ?? Wir sind auch etwas früher los. Ich fand es nur schade, dass viele so überaus negativ über alle berichtet haben – ich meine jetzt eher ungeachtet der Abreise, sondern auch über lange Schlange bei den Toiletten/ an den Getränkeständen. Mir ist nur leider aufgefallen, dass die Besucher sich komischerweise bei den 2 Dixietoiletten (da standen sicher 15 Menschen an!) oder nur an einen Getränkestand angestellt haben. Der 10m weiter war komplett leer ?
Nächstes Jahr bin ich auf jedenfall auch wieder dabei und freue mich schon, dass es zentraler liegen wird ?
Ich glaube sogar, dass ich dich gesehen habe – war mir nur nicht 100% sicher ☺️
Liebst, Marie
Ich hatte nur mein iPhone mit, habe das 6S und das geht von der Kamera her noch klar 🙂 Ich fand die Essensschlangen auch sehr lang, aber das war noch okay – nur tatsächlich stand ich auf keinem Festival dieses Jahr solange an, wie beim Lolla 😀
Hi HI
Super Post!
Es war wirklich echt schön und ich habe mich sehr darüber gefreut dich mal zu sehen. Sorry wenn ich etwas creepy rüberkam 😀
Liebe Grüße und ein tolles Wochenende!
Liza