Ich war auf rund 40 Festivals in den letzten elf Jahren. Aber keins war so schön geschmückt und aufbereitet, wie das Melt!
Rein musikalisch ist das Festival in Gräfenhainichen gar nicht so meins. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Höre ich doch am liebsten Rockmusik und deutsche Künstler live, alles in Richtung die Toten Hosen, Kraftklub, Casper. UND: Ich bin eine kleine Festival-Omi. Früh auf, voller Energie, aber dafür ab 24 Uhr platt. Denn so ein Festival ist nicht selten Marathon-Sport, was die zurückgelegten Kilometer und Tanzschritte angeht. Auf dem Melt ticken die Uhren allerdings anders. Hier steht niemand vor dem Nachmittag auf, hier bequemt sich kaum jemand vor dem Abend an die Bühnen. „Bei Rock am Ring“ und Co. ist das anders. Da geht’s schon Nachmittags voll los, es ist ab Mittags brechend voll auf dem Gelände, die tiefe Nacht hingegen wird auf dem Zeltplatz verbracht.
Es ist schon fast surreal, wie leer es auf dem Melt-Gelände hingegen ist, bis gegen 20 oder 21 Uhr so langsam die Sonne untergeht. Vorher? Verirren sich einige Fans an die Food-Trucks, völlig ohne Schlange stehen. Ein paar Leute chillen auf dem Boden, machen Fotos von sich, fahren Autoscooter und legen sich im Märchenwald noch mal schlafen.
Ich war vor zwei Jahren das erste Mal auf dem Melt, dieses Jahr gemeinsam mit Superdry nun im Rahmen einer Kooperation erneut. Ich wusste also noch, wie anders der Schlafrhythmus auf dem Festival ist. Und ich wusste auch, wie zauberhaft alles aussieht. Die Optik hat mich auch dieses Mal in den Bann gezogen: Zum Festivalgelände gehören nicht nur Bühnen, wie wir sie im klassischen Sinne kennen. Ohne Schattenplätzchen, mit viel Wumms, Platz vor der Bühne und grauer Boden-Einöde. NÖ. Auf dem Melt gibt es einen Wald, der mit Lichterketten und kleinen Wegen perfekt zum Feeling dort passt.
Man schlängelt sich mit anderen Besuchern durch die Natur, kommt an einem großen Baumhaus vorbei – mit Tanzfläche. Dort haben Drag Queens das Wochenende über aufgelegt – von 80er und 90er über Disco-Klassiker und Ohrwürmern. Mein absoluter Lieblingsfloor des Wochenendes. Zu Britney die Hände in die Höhe schmeißen, während alle einfach nur glücklich sind – ein magisches Gefühl. Pluspunkt: Mit Glitzer im Gesicht und Drink in der Hand habe ich dort die schönsten Sonnenuntergänge gesehen.
Weiter durch den Wald gibt es noch mehrere kleine Bühnen und Floors, getanzt wird überall, wo Platz ist. Zwischendurch stehen Sofas und Chill-Ecken an den Wegen, wo wir uns ausruhen können. Ein paar Leute nutzen das auch zum Kennenlernen und Knutschen, ein paar Leute schlummern ganz friedlich ein. Hier steht ein bisschen die Zeit still. Und das ist, in einer schnelllebigen und verrückten Welt wie unserer, verdammt angenehm. Und ein bisschen Urlaubs-Auszeit, nur knapp zwei Autostunden von Berlin entfernt.
Den legendären „Sleepless Floor“ habe ich auf dem Melt trotzdem nicht besucht. Da bin ich dann doch zu viel Omi. Und einfach zu einer gewissen Uhrzeit müde. Dann falle ich um 1 Uhr hundemüde in mein Zelt, kuschel mich in meinen Schlafsack und in die Jogginghose und freue mich auf ein paar Stunden Ruhe, bevor ein neuer Tag voller Abenteuer, Menschen und Musik beginnt.
Mein Highlight auf dem Melt waren übrigens Florence and the Machine.
Was für eine elfenhafte Figur Florence Welch doch ist. Mit glasklarer, aber sehr starker Stimme. Der man es absolut abkauft, wenn sie sich auf der Bühne so sehr darüber freut, dass viele Fans zu ihrem Aufritt kommen. Die mit wenig Effekten auf der Bühne ihre Message perfekt rüberbringt und mit dem Publikum agiert – und mit ihren Texten vermutlich sehr vielen Menschen Kraft und Halt gibt.
Übrigens: Ich habe auf dem Melt nicht nur geträumt und Wälder begutachtet. Ich habe dort das Fußball-WM-Finale geguckt auch richtig Sport gemacht. Meinen Bericht zum Bier-Yoga auf dem Festival könnt ihr hier bei Bild.de nachlesen.
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