Fünf Wochen. So lange mistete ich von Mitte Januar bis Mitte Februar mein WG-Zimmer aus. Was nach lächerlich viel Zeit für einen rund 30 Quadratmeter großen Raum klingt, war am Ende dringend notwendig. Denn mein Zimmer ist ein Stauraumwunder – und ich bin ein Lückenfüller-Monster: Jeder noch so kleine Winkel, jedes Schlupfloch, jedes bisschen Platz meiner kleinen eigenen vier Wände habe ich ausgenutzt. Denn ich besitze – oder besser besaß – SO viel Zeug und konnte mich doch so gar nicht davon trennen. Deswegen räumte ich vieles in Kisten und Boxen, verstaute das meiste der „vielleicht verwende ich sie doch noch mal“-Dinge unterm Bett (es ist 1,40 breit und jeder Zentimeter unterm Bett war ausgefüllt mit diesen Pax-Bettkästen oder auf und im Pax-Kleiderschrank (ebenfalls dank dieser Pax-Kisten). Und vergaß so nach einigen Monaten bereits den Inhalt. Versteht mich nicht falsch: Mein Zimmer sah nicht unordentlich aus. Und das war rückblickend das große Problem. Dieses sich selbst belügen, dass alles im Zimmer hübsch und clean aussieht, obwohl ich einfach nur sehr gut darin war, Dinge so wegzupacken, dass sie nicht stören oder auffallen.
Das ging nun fast SIEBEN Jahre so. Bis Marie Kondo kam und mich ihr Buch und die Netflix-Serie (Aufräumen mit Marie Kondo) aufrüttelten. Ehrlich gesagt las ich das Buch schon vor über einem Jahr, habe aber jetzt erst durch die Serie Anfang des Jahres 2019 den letzten Anstoß bekommen. Und mich an jedem freien Tag hingesetzt und Stück für Stück ausgemistet. So dass ich am Ende über die Hälfte meines Hab und Guts verkauft, verschenkt, gespendet oder weggeworfen habe.
In den letzten Wochen habe ich euch auf Instagram schon live bei meiner „Eileen Kondo“-Mission mitgenommen. Und live in meiner Story für und mit euch ausgemistet. Die Resonanz in den fünf Wochen war größer und positiver, als ich je gedacht hätte. So dass nun mein Fazit, meine Tricks und die Methode selbst hier in einem ausführlichen Blogbeitrag folgen. Ich habe um die 200 Fragen zur KonMarie-Methode bekommen, an die ich mich überwiegend gehalten habe. Überwiegend? JA – denn ich habe nicht genau so ausgemistet, wie Marie Kondo es will. Sondern meine eigenen Tipps und Tricks aus ihren Lehren rausgezogen. Ich sehe ihren Aufräum-Ratgeber daher einfach wirklich wie einen klassischen Ratgeber – der zur Unterstützung perfekt ist. Und nicht knüppelhart befolgt werden muss.
Wer ist Marie Kondo?
Marie Kondo aus Japan ist Aufräum-Expertin und verdient damit ihre Brötchen. Ziemlich teure Brötchen sogar. Denn sie hat das geschafft, was meine Mutter vergeblich versuchte: Aufräumen cool machen. Ihr Buch „Magic Cleaning“ ist ein Weltbestseller, das Time-Magazin wählte sie zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Im Buch schreibt sie, wie wir uns am besten von materiellen Dingen trennen – und ab sofort für immer ein aufgeräumtes Leben führen. Was uns auch als Menschen glücklicher macht und sich auf unsere Psyche auswirkt. So nach dem Motto „Wenn du deine Wohnung aufräumst, ist auch dein Kopf aufgeräumter“. Seit Januar ist nun auch ihre Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ auf Netflix online. Ich persönlich finde das Buch besser, aber der Hype um die Serie hat mir im Januar den letzten Stoß gegeben, endlich anzufangen.
Was ist die KonMarie-Methode? Die Regeln!
Fürs Ausmisten und Aufräumen hat Marie Kondo ihre eigene Methode entwickelt. Diese KonMarie-Methode soll DER heiße Scheiß sein, um den Schweinehund zu besiegen. Die Methode basiert auf ein paar – mehr oder weniger einfachen – Regeln:
- Trenne dich von ALLEM, was dir keine Freude macht. Frag dich bei JEDEM Einzelteil: „Does it spark joy?“ – also bringt es dir noch Freude/Glück? Egal, wie teuer etwas beispielsweise mal war. Beantwortest du die Frage mit Nein, wird es ausnahmslos aussortiert.
- Ausgemistet wird nicht pro Zimmer, sondern pro KATEGORIE. Heißt: Alle Klamotten aus allen Zimmern/dem Haus (Schlafzimmer, Bad, Flur, Keller …) auf einen Haufen legen und alles zusammen ausmisten. Das Gleiche macht ihr z.B. mit allen Küchenutensilien, allen Büchern, allen Notizen und Briefen.
- Dabei wird so vorgegangen, dass ihr die weniger emotionalen Kategorien zuerst abhandelt und euch am Ende den Emo-Themen widmet. Die letzte Kategorie heißt „Erinnerungsstücke“. Denn jeder von uns hat diese „Schatzkisten“ mit haufenweise Zeug aus guten alten Tagen drin. Auch dieser geht’s an den Kragen.
- JEDES Teil jeder Kategorie wird einzeln in die Hand genommen und bewertet: Does it spark joy? Falls ja, darf es bleiben. Falls nein, kommt es weg und wir bedanken uns beim Teil für die Zeit, die es bei uns war.
- Alles, was bleiben darf, bekommt einen FESTEN Platz im eigenen Zuhause. So wird der Schlüssel immer wieder an einen festen Ort gelegt und fliegt nicht von Raum zu Raum rum. Oder Unterlagen werden alle gesammelt an einen Platz gepackt und direkt abgeheftet.
- Kleidung wird speziell gefaltet: Alles wird stehend einsortiert, was dank Marie Kondos Falt-Technik auch funktioniert. So spart man nicht nur Platz in den Schubladen, sondern soll auf einen Blick alles sehen, was sich dort drinnen befindet. Damit wir nicht wieder Klamotten vergessen, die ganz unten in den – bei uns so beliebten – Klamotten-Stapeln verrotten.
- BOXEN sind das Zauberwort. Die helfen, in Schubladen den Überblick zu behalten und dass alles an seinem festgelegten Platz bleibt.
- Aufräumen ist laut Marie Kondo ein einmaliger Prozess. Haben wir einmal alles ausgemistet und aufgeräumt, soll dies für immer so bleiben. Ordnung schaffen ist somit kein ständiger Prozess, sondern an Deadlines (Stunden oder Tage) geknüpft. Ein ganzes Haus sollte in etwa drei bis sechs Monaten komplett ausgemistet werden – und dann nie wieder.
Eileen Kondo – was waren MEINE Regeln? Wie habe ich ausgemistet?
Scherzhaft habe ich mich auf Instagram „Eileen Kondo“ genannt, da ich es mit meinen 28 Jahren endlich schaffte, mich durchs WG-Zimmer zu wühlen. Dabei habe ich vieles angewandt, was Marie Kondo predigt. Aber nicht alles, denn sonst würde ich nie fertig werden oder hätte mittendrin aufgegeben …
- Die Falttechnik habe ich immer so gut es geht angewandt. Dabei falte ich Klamotten in etwa so wie Marie Kondo (seht euch das Video oben an, da ist alles bestens erklärt), oder ich rolle Hosen und dicke Pullis. Nehme das Falten also nicht ganz so streng. Aber ich bemühe mich, nichts mehr über einander zu stapeln. Und es spart wirklich unfassbar viel Platz. Auch bei Dingen wie Bettwäsche und Handtücher. Bei YouTube werden auch verschiedene Falt-Technicken von Marie Kondo zu „schwierigen“ Dingen gegeben – beispielsweise wie Bettwäsche oder Spannbetttücher leichter zu falten gehen. Das habe ich mir aber nicht extra angesehen – sondern komme mit meiner Falt-und-Roll-Methode für mich persönlich sehr gut klar.
- Ich habe mich NICHT bei jedem Einzelstück bedankt. Vielleicht glaube ich da zu wenig dran, das mag sein. Aber es hätte mich so viel Zeit gekostet, jeden Stift oder jedes Notizblatt in die Hand zu nehmen.
- Da ich nur ein WG-Zimmer habe, also einen Raum, habe ich teils nach Kategorien und teils nach Schubladen/Kisten aussortiert. Für mich war das am Ende die perfekte Mischung. Da ich z.B. gar nicht mehr wusste, was sich in den großen Kisten unterm Bett und auf dem Kleiderschrank befindet, habe ich diese Kisten alle gesammelt geöffnet und Kiste für Kiste durchgeschaut.
- Ich bemühte mich, jedem Einzelteil einen festen Platz zu geben. So erinnere ich mich wirklich schneller daran, wo ich was hingelegt habe. Denn ich bin leider sehr vergesslich.
- BOXEN sind zu meinem besten Freund geworden. Zum Glück besitze ich viele Glossyboxen und My-Little-Boxen. Die habe ich zu leeren Boxen umfunktioniert und in meine Schubladen gepackt, um dort für Ordnung zu sorgen. Klappt prima! Ansonsten habe ich auch andere leere Verpackungen, die sich eigneten, umfunktioniert. Beispielsweise für all meine Ladekabel, externe Akkus, Speicherkarten.
- Das „Does it spark joy“-Mantra ist zu meinem Lieblings-Leitsatz geworden. Ich habe damit schon meine Mitbewohner angesteckt und halte mich sehr strikt dran: Was keine Freude mehr macht, kommt weg. Bei Kleidung habe ich so vieles, was ich schon lange nicht mehr anzog, aussortiert. Denn nur weil es auf der Kleiderstange toll aussieht und teuer war/von einer bestimmten Marke ist, muss es mich nicht glücklich machen. Wenn ich es nicht anziehe, bringt es mir nichts.
Meine Anti-Müll-Tricks
Für ein Thema wird Marie Kondo recht heftig kritisiert: Ihre Wegwerf-Mentalität. Denn die ist nicht gerade nachhaltig und produziert nur sehr viel Müll. Müllberge, die nicht sein müssten, da der Inhalt teilweise noch neu oder gut erhalten ist. In meinem Fall sah das Ausmisten so aus: Ich habe rund 10 große Säcke Klamotten aussortiert. Und noch mal 5 große Säcke Krempel; bestehend aus Deko, Schreibkram, Schmuck, Accessoires, Party-Gedöns, Bettwäsche und Kissen, einer alten Kaffeemaschine, Schminke und Pflegeprodukte. Dabei habe ich mich bemüht, SO WENIG WIE MÖGLICH IN DEN MÜLL ZU WERFEN.
Die Klamotten habe ich in drei Stapel sortiert: Müll, zu verschenken und zu verkaufen.
In den Müll wanderte nur, was wirklich zu oll, zu kaputt, zu verwaschen und löchrig war. Zum Flohmarkt-Stapel wanderten gute Klamotten, Schuhe, Accessoires, die fast neu oder gar ganz neu mit Etikett waren (wie gesagt, ich habe sehr viele Klamotten^^) und die ich an liebevolle Besitzer abgeben wollte. Durch drei Instagram-Sales in den fünf Ausmist-Wochen ging schon die Hälfte des Flohmarkt-Stapels weg und ich freue mich, dass meine Sachen in gute Hände zu günstigen Preisen gewandert sind. Der Rest wird diesen Sommer auf Flohmärkten unter die Leute gebracht.
Der größte Stapel war am Ende aber der „Verschenken“-Stapel. Diese Säcke habe ich in ein Carsharing-Auto geladen und zur Caritas gefahren. Dort habe ich vorher angerufen und erzählt, dass ich viele Anziehsachen und Schminke und Pflegeprodukte übrig habe. Ich habe mir vorher überlegt, alles ans Caritas-Frauenhaus zu spenden und die Dame am Telefon hat sich sehr gefreut. Schminke und Beauty-Kram muss neu und OVP sein, nur dann wird es angenommen. Aber einen ganzen Jutebeutel hatte ich auch davon übrig und zusammen mit vier dicken Säcken Klamotten abgegeben. Ein gutes Gefühl!
Ansonsten habe ich die zu-verschenken-Technik regional in Kreuzberg angewandt: Ich habe bestimmt 10 Kisten mit der Aufschrift „zu verschenken“ vor unsere Haustür gestellt. Der Inhalt: Eine gemischte Tüte Zeug aus meinem Zimmer. Ob Vasen, Kerzen, Kissen, kleine Regale, Schminke, Cremes, Schmuck oder restliche Anziehsachen. Ich habe alles nach und nach morgens vor die Tür gestellt und abends waren die Kisten (alte Kartons) leer. Immer und ausnahmslos ging alles weg. Wieder ein verdammt gutes Gefühl. Und vor allem so unkompliziert.
Größere Dinge, wie beispielsweise zwei sehr lange Regalbretter, einen Raumteiler, einen großen Spiegel habe ich bei nebenan.de zu Verschenken reinegestellt. Das ist ein Nachbarschaftsforum, wozu man eingeladen werden muss und sich mit einem Code kostenlos anmelden kann. Man kann sich dann mit Mitmenschen aus seinem Kiez austauschen, sieht lokale Events, kann neue Freunde oder Sport-Partner finden – und auch Dinge verkaufen oder verschenken. Zum Verschenken ist diese Plattform einfach grandios. Habe ich etwas eingestellt, wurde es am gleichen Tag noch von stets sehr freundlichen Menschen dankbar abgeholt. Schnell, unkompliziert, sehr nett. Kein Vergleich zu Ebay Kleinanzeigen.
Im nächsten Blogpost beantworte ich dann all eure Fragen zu Marie Kondo und meiner Vorgehensweise. Bei einem Q&A auf Instagram habe ich Fragen gesammelt, die ich also in einem zweiten Artikel gebündelt beantworte. So sind diese dauerhaft da und nicht – wie in der Story – nach 24 Stunden wieder weg. Denn wenn ihr nicht jetzt anfangt, sondern erst etwas später euren Schweinehund besiegt, könnt ihr ja hierher zum Blog zurückkehren :).
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Kleine Anmerkung: bei nebenan.de muss man nicht eingeladen werden. Man kann sich einfach so anmelden. Die Einladungen gibt es, damit möglichst viele Leute davon erfahren.
Liebe Grüße Alexandra