Mittlerweile sind die letzten Schlammreste meiner Dr. Martens abgespritzt, das Zelt ist getrocknet, die matschbesudelten Hosen haben ihren Weg in die Waschmaschine gefunden. Kurzum: Der Alltag hat mich wieder! Bevor es schon in zwei Wochen wieder zum nächsten Festival – dem Hurricane – geht, kehrt etwas Normalität zurück. Mein gelbes Rock am Ring Festivalarmband baumelt noch immer an meinem Arm, ich will es noch (!) nicht abschneiden und zu den übrigen drölftausend Festivalbändchen legen, die ich seit zehn Jahren sammle (Wie war das noch mal mit dem sich alt fühlen??!!).
Nachdem ich schon letzte Woche nach dem Unwetter-RAR 2016 mein Fazit über die paar Tage Matschschlammparty gebloggt habe, folgen heute meine drei Highlights. Denn obwohl wir einen Tag eher nach Hause mussten und man kaum Bands gesehen hat, war es ein Festival voller Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, kunterbunter Konfetti-Atmosphäre und unvergesslicher Momente.
BILLY TALENT
DANKE, Benjamin! Danke für ein wahnsinnig geiles Konzert, für Rock am Ring Atmo, für durchgetanzte Vans und ein Lächeln auf meinem Gesicht. Hätte mich vor dem Festival jemand gefragt, Billy Talent wäre eher eine „Nice to have“-Band für mich gewesen und kein Muss. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Ich habe die Band schon oft gesehen, aber noch nie hat mich der Auftritt so gepackt, wie dieses Jahr. Was wohl auch daran liegt, dass ich – sorry für alle Fans – den Auftritt der Red Hot Chili Peppers zuvor echt nicht gut fand. Keine Interaktion, Gestolper auf der Bühne, schlechter Sound und kein geiles Gefühl. Ich wollte mit Anthony nicht warm werden – und er auch nicht mit mir. Ich habe mir mehr erhofft, auch wenn ich natürlich alles mitsingen konnte. Als danach Billy Talent am Samstag spielten, wollte ich fast schon zurück ins Zelt. Ich dachte mir „ach, zwei Lieder warteste noch ab“. Immerhin gab es dank des Unwetters ja sowieso kaum Bands zu sehen – also blieb ich stehen, anstatt mich ins Zelt zu legen.
Und dann BÄM! Genau das Feeling, was mir vorher gefehlt hat. Ein vor Energie übersprudelnder Ben, der mit uns allen toll ins Gespräch kam – bzw. uns bestens unterhalten hat. Er ist auch auf die RAR-Problematik und das Unwetter eingegangen, auf die Leute im Krankenhaus, die Orga, die Verantwortlichen, die Bands die nicht auftreten durften. Er übernahm mal eben den Job, als One-Man-Speaker aus dem Unwetter-Mist noch ein geiles Mini-Festival zu machen. Ich blieb bis zur letzten Zugabe und werde dieses ganz besondere Konzert für immer auf meine Top-Festival-Bandliste schreiben.
LIDL-ROCKSHOP
„You rock – we care“ lautet das Motto vom Lidl Rockshop. Es wurde buchstäblich wahr, als 95.000 Menschen gemeinsam absoffen. Lidl hat zum zweiten Mal einen eigenen Supermarkt auf dem Zeltplatz aufgebaut – rund 250 Artikel umfasste das Sortiment. Und dieses war extra auf RAR zugeschnitten. Es gab jeden Tag frische Brötchen und Croissants, Grillfleisch, alles mögliche an Salaten, Obst, Gemüse, Säfte, Wasser und Bier. Man konnte sich dort auch Kosmetik, Beautyartikel, Pflaster, Eimer oder gar neue Zelte kaufen, neue Schlafsäcke und Isomatten. Was wirklich gut angenommen wurde – denn viele Leute hatten wegen des Regens und Gewitters ganz schnell Wasser im Zelt – und ’n nassen Po. Lidl trocknete diesen quasi – und rettete uns allen den Arsch! Kleiner Tipp: Nächstes Jahr noch Gummistiefel mit ins Sortiment aufnehmen!
Ich war jeden Tag 2x beim Rockshop einkaufen – morgens immer Frühstück und dann Grillfleisch und hier und da mal einen Sangria ;). Geschlemmt wurde dann kein Tütenfraß, sondern Rührei mit Tomaten, Schinken-Käse-Croissant, Bulgur-Salat mit Hähnchen vom Grill oder Linsen mit Gemüse und Würstchen. Schon fast zu edel, für ein Festival, wa?! Für mich einfach eine geniale Idee, die ich nur unterstützen kann. Ich habe bewusst kein Essen mit zum Ring geschleppt, sondern mich dort immer eingedeckt. Sogar Pfandautomaten gab’s im Rockshop – um sein Dosenbier direkt in Geld umzuwandeln. Daumen hoch für so viel Ideenreichtum! PS: HIER findet ihr noch mehr Fotos, wie es im Rockshop ausgesehen hat.
ZELTPLATZ-FREUNDSCHAFT
Ich bin 26 Jahre alt – und kam dieses Jahr zum ersten Mal in den „Genuss“ einer Bierbong. Kichert vor eurem PC nun gerne in euch hinein, aber ich hatte immer Schiss vor diesem Teil. Wie kann man so schnell schlucken, wenn das Bier in dich hinein geschossen wird? 😉 Hat aber alles wunderbar geklappt- aber das Video von mir und dem Schluck-Rekord (jaja, kicher kicher) werde ich hier mal lieber nicht veröffentlichen. Ich bin nun um eine Festivalerfahrung reicher – reicht fürs Erste!
Zwischen Dosenbier, Sangria und Bierbong habe ich übrigens auch neue Freundschaften geschlossen und eine grandiose Zeit auf dem Zeltplatz verbracht. Unser Pavillon (RIP) war „the place to be“ – denn Bands spielten eh nicht und bei dem Regen blieben wir lieber im Campingstuhlkreis um den Kugelgrill verteilt sitzen. Wir tranken, scherzten und lernten uns alle besser kennen. Es war wie ein grandioser fünftägiger Zelturlaub – nur ohne Niveau. Und genau diese kleinen Momente zwischen unseren Igluzelten sorgten dafür, dass uns das Unwetter die Stimmung nicht eine Sekunde lang vermiesen konnte! Wer schlechte Laune bekam, wurde prompt auf den Hinterkopf geschlagen, mit Bier versorgt und aufgeheitert.
So macht man das bei uns aus’m Ruhrpott – und so soll es auch immer bleiben 🙂
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