Was habe ich mir gedanklich in die Hose gemacht, habe ich auch nur daran gedacht, in Amerika Auto zu fahren. Denn was das angeht, bin ich eine ziemliche Schissbuchse. Zuhause im Dorf fahre ich mit meinem Schaltwagen zum Beispiel super gerne, bin an meinen Swift gewöhnt und fahre auch seit Jahren sehr weite Strecken damit. Meinen Führerschein habe ich schließlich schon gut zehn Jahre. Seitdem ich in Berlin lebe – was schon unfassbare sechs Jahre sind – fahre ich natürlich weniger Auto. Hier brauche ich es nicht, hier würde mich der Verkehr nur nerven und die Suche nach einem Parkplatz ebenso. Daher bin ich Öffi-Kind geworden, denn das Verkehrsnetz von Bus und Bahn ist natürlich super ausgebaut. Ganz anders verhält es sich natürlich in Amerika, besser gesagt in Kalifornien. Vor Chiaras und meinem Roadtrip wusste ich, dass ich am Autofahren nicht herum komme. Die Wege sind schließlich weit und nur per Karre zurückzulegen. Das Öffi-Netz ist quasi nicht existent und auch nicht gerade sicher. Jeder in L.A. rät dir von der Metro ab, die eh nur alle halbe Stunde kommt und wenn du Pech hast, wirst du als offensichtlicher Touri direkt ausgeraubt. Von L.A. nach San Francisco und zum Yosemite-Nationalpark kamen wir also nur per Auto.
Versteht mich nicht falsch: So ein Roadtrip stand schon lange auf meiner Bucketlist, ich finde Autofahren klasse. Aber trotzdem hatte ich unfassbaren Respekt vor der ganzen Sache. Und auch etwas Panik. Bei meiner ersten USA-Reise 2013 mit Toko hat er das Fahren übernommen und ich war der Bagel-schmierende Beifahrer. Und verdammt gut in meinem Job. Jetzt, 2017, haben Chiara und ich uns diese beiden Jobs geteilt. Und rückblickend möchte ich euch allen sagen: Es hat irre viel Spaß gemacht. Autofahren in Amerika ist meiner Erfahrung nach viel entspannter und angenehmer, als in Deutschland.
P.S.: Ältere Beiträge zur USA-Reise gibt’s hier: 10 Tipps für eure Amerika-Reise, Reisetipps San Francisco, USA-Roadtrip durch Kalifornien, Kosten-Kalkulation der gesamten Reise, Tour durch Los Angeles und Foto-Porn aus dem Yosemite Nationalpark.
Die Sache mit dem Automatik-Wagen
Ich bin vor Amerika noch NIE Automatik gefahren. Dieser komische Knüppel mit den komischen Symbolen in der Mitte des Autos schreckte mich ab. Gedanklich sah ich mich immer die Kupplung treten oder aus Versehen bremsen. Einfach aus der Macht der Gewohnheit. Ich dachte, ich baue direkt 27 Unfälle und komme im Zweifel nicht von der Stelle. Auf dem Flug von Deutschland nach Los Angeles hatte ich Bauchweh, denn ich wusste: Sobald wir am Flughafen ankommen, wartet dort unser Automatik-Mietwagen und ich muss es irgendwie schaffen, damit zu meiner Freundin Jenni zu tuckern.
Das Ende vom Lied: Es war super easy! Ich habe mir viel Zeit gelassen und unseren Ford Mustang erstmal genau beäugt. Mir alle Knöpfe und Funktionen angeschaut. Wo geht noch mal das Licht an? Welcher Gang ist der Richtige? Etwas gewöhnungsbedürftig war, dass mein linkes Bein absolut nichts zu tun hat. Und dass das nervige Schalten wegfällt. Wichtig ist: Sobald ihr von der Bremse geht, rollt der Wagen los. Auch, wenn ihr noch nicht das Gaspedal tretet. Das war eine kurze Schreck-Sekunde, aber auf dem Parkplatz der Autovermietung habe ich ganz zaghaft die ersten Runden gedreht und kann euch das nur empfehlen. Eine interessante Erfahrung war auch das Anfahren am Berg: Dass der Wagen nicht nach hinten rollt, wenn ich die Bremse loslasse, war schon kurios. Und kurze Panik hatte ich natürlich trotzdem. Die ist aber absolut unbegründet. Mein Fazit: Automatik ist wesentlich angenehmer und leichter zu bedienen, als ein Schaltwagen. Das haben mir meine Freunde in Berlin zwar vorher immer gesagt, am Ende musste ich die Erfahrung aber selbst machen, um das Feeling zu verstehen.
Alkohol am Steuer
In Kalifornien gilt: Bloß nicht Trinken und Fahren. In den meisten Bundesstaaten darf ja schon kein Alkohol in der Öffentlichkeit getrunken werden – und in eurer Karre schon gar nicht. Auch der Beifahrer darf nichts trinken, wenn jemand anderes fährt. PLUS: Alkohol gehört in den Kofferraum. Wenn ihr euch im Supermarkt bzw. Liquor Store damit eindeckt, bitte nicht auf den Beifahrersitz legen. Das alleine reicht schon, um angehalten zu werden und wird oft mit einer Nacht im Gefängnis bestraft. Und das braucht man im Urlaub ja so gar nicht. Je nach Bundesstaat liegen die Promille-Grenzen für die Autofahrer übrigens bei 0,0 und 0,8 Promille. Trunkenheit am Steuer wird in Amerika als Straftat angesehen, kann schnell im Gefängnis enden. Schon das Verweigern eines Alkoholtests (auch wenn ihr absolut nüchtern seid) kann verdammt teuer werden.
Ampeln
Die Ampeln sind nicht wie bei uns an der Haltelinie angebracht, sondern meist auf der Mitte der Straße / auf der Mitte der Kreuzung. Trotzdem bitte an der Haltelinie halten 😉 Eine Besonderheit: Oft dürft ihr RECHTS abbiegen, obwohl ihr Rot habt. Ist die Fahrbahn frei, könnt ihr abbiegen. Mir ist es oft passiert, dass bei rechts gesetztem Blinker und roter Ampel die Autofahrer hinter der hupen und unruhig werden, wenn du nicht abbiegst. Ausnahme: Seht ihr das Schild „No Turn On Red“, müsst ihr ganz normal wie bei uns in Deutschland warten, bis eure Ampel grün anzeigt.
Car Pool Lanes
Auf vielen Straßen und Autobahnen findet ihr Car Pool Lanes. Meistens die ganz linke Spur, auf der dann auch die Worte „Car Pool Lane“ aufgesprüht sind. Das sind Spuren, die Fahrgemeinschaften nutzen dürfen. Sprich: Autos mit mindestens zwei Personen. So will man den Verkehr etwas entzerren und diejenigen belohnen, die sich zu einer Gemeinschaft zusammenschließen. Praktisch für Chiara und mich – denn meistens ist auf diesen Spuren wirklich weniger los. Denn die Amis sitzen überwiegend alleine am Steuer (vor allem wenn sie zur Arbeit oder in den Feierabend fahren).
Führerschein
Mit eurem Führerschein aus Deutschland könnt ihr ganz normal in Amerika Autofahren. Ihr braucht also keinen internationalen Führerschein als Tourist. Anders ist es, solltet ihr in Amerika leben wollen: Wer länger als 60 Tage in Amerika lebt, braucht einen US-Führerschein vom jeweiligen Bundesstaat.
Höchstgeschwindigkeit
Wann immer wir in Kalifornien unseren Uber-Fahrern erzählt haben, dass wir aus Deutschland kommen, schwärmten sie: „Ach, Deutschland! Da möchte ich so gerne mal hin, denn ihr habt doch diese Autobahnen ohne Speed-Limit, oder?? Gibt es das wirklich??!!“ Was für uns normal ist, ist für die Amis undenkbar. Es gelten überall Speed-Limits, die ihr einhalten solltet. Ein bisschen schneller zu fahren, ist nicht schlimm. Aber ich wollte so oft einfach das Gaspedal unseres Ford Mustangs einfach mal durchdrücken – durfte aber nicht. Vor allem auf den freien Highways, wo weit und breit kein anderes Auto in Sicht ist, echt Schade. Aber die Vernunft hat gesiegt.
Wie schnell ihr fahren dürft, hängt vom jeweiligen Bundesstaat ab. Für Kalifornien gilt: innerorts 25-30 mph und 65 – 75 mph auf den Interstates (Gegenstück zu unseren Autobahnen). Als Beispiel: Die Höchstgeschwindigkeit von 75 mph sind umgerechnet 120 km/h. Also nicht gerade schnell. 😉
Maut & Toll-Roads
In Amerika gibt es öfter mal Toll Roads. Das bedeutet, dass bei der Benutzung der Straße eine Maut-Gebühr fällig ist. Ihr müsst also dafür bezahlen, wenn ihr dort drüberfahrt. Bei den USA-Mietwagen ist alles kinderleicht geregelt: Ihr fahrt einfach ganz normal auf der Straße entlang, durch die Zoll-Kontrolle und braucht nicht anhalten. Denn durch Vorrichtungen an eigentlich jedem Mietwagen wird der Zoll-Preis dann direkt von eurer hinterlegten Kreditkarte abgebucht. Hat euer Mietwagen so eine Vorrichtung (Transponder), könnt ihr auch die „FastTrak“-Spuren benutzen. Im Zweifel bei der Autovermietung noch mal kurz nachfragen, ob ihr mit eurem Auto ganz normal die Toll-Roads benutzen könnt.
Parkplatzsuche
In Los Angeles steht ihr nur im Stau. Immer. Und überall. Zu jeder Tageszeit. L.A. ist eine einzige Rush Hour und wir haben während unserer gesamten Tage dort nie unser eigenes Auto benutzt. Denn Parkplätze sind rar, irre teuer und kosten zudem viele, viele Nerven. Ich empfehle euch daher: Bewegt euch in der Stadt immer mittels Uber fort. Ist wirklich bezahlbar, schneller und stressfreier. Wir haben auch in San Francisco nie das Auto benutzt, außer wir wollten das Auto bei Sonnenaufgang in Szene setzen und sind zu Foto-Spots gefahren.
Wollt ihr doch in der Stadt parken, so gilt: Vor Hydranten niemals parken! Niemals! Drei Meter nach rechts und links herrscht absolutes Halteverbot. Meist sind die Bordsteine farbig markiert und die Farben zeigen euch, wie und wie lange ihr dort parken dürft:
Rot: Absolutes Halteverbot, niemals stehenbleiben.
Gelb/Schwarz: Ladezone, hier dürft ihr maximal 20 Minuten stehen bleiben und eine Person muss beim Auto bleiben.
Weiß: Ihr dürft hier während der Geschäftszeiten maximal fünf Minuten parken. Also z.B., wenn ihr im Kiosk kurz etwas kaufen wollt etc.
Grün: Hier könnt ihr meist gnädige zehn Minuten parken oder die Parkdauer steht auf Schildern am Bordstein.
Blau: Nur für Behinderte erlaubt
Ist der Bordstein nicht farbig markiert? Kein Hydrant wird zugeparkt, keine Ausfahrt, Einfahrt, Bushaltestelle oder Baustelle blockiert? Glückwunsch! Ihr habt einen freien, normalen Parkplatz gefunden 😉
Rechts überholen
Anders als bei uns in Deutschland ist es in Amerika erlaubt, auch von rechts zu überholen. Das gilt auch für Autobahnen und war für mich im ersten Moment komisch. Und bedeutet gleichzeitig, wachsamer sein zu müssen. Denn jetzt kommen nicht nur von links Autos angeschossen, sondern auch von rechts.
Stau
Wie schon gesagt: In Los Angeles steht ihr immer im Stau. Und auch sonst solltet ihr euch darauf einstellen, im Stau zu stehen. Weswegen ihr immer genug Puffer einplanen solltet, um von A nach B zu kommen. Eine Stunde vom Flughafen bis zum Hollywood Walk of Fame zu brauchen, ist nichts Ungewöhnliches. Ansonsten gilt: Ruhe bewahren. Die Amis kennen ihre Stau-Situationen und sind zum Glück sehr gechillt. Was ich persönlich sehr angenehm fand – denn hupen, motzen und pöbeln ist deutlich weniger gegeben, als bei unseren Mini-Staus in Deutschland. Generell empfand ich die US-Autofahrer viel entspannter und freundlicher, als bei uns daheim.
Stop all Way
In Wohngebieten gibt es an Kreuzungen meist die „4-Way“-Regelung: Alle vier Straßen der Kreuzung haben ein Stoppschild und es muss immer angehalten werden. Wer zuerst an die Kreuzung herankommt, darf auch zuerst wieder losfahren. Also anders als bei dem bei uns üblichen „Rechts vor Links“-Verfahren. Ist im ersten Moment ungewöhnlich, aber angenehmer. Ihr schaut einfach, wer zuerst an der Kreuzung ist und im Zweifel wartet ihr kurz. Irgendjemand wird immer losfahren ;).
Tanken in den USA
Ich gebe zu: Am meisten Panik hatte ich vor dem Tanken in Amerika. Das ist etwas anders als bei uns – im Nachhinein aber wirklich kein Hexenwerk. Nettes Goodie: Sprit ist viel günstiger, als bei uns in Deutschland und wird in Gallonen und nicht in Litern gerechnet. Bedeutet: Am Ende zahlt ihr für eure Tankfüllung so viel, wie in Deutschland. Habt aber das Vierfache an Sprit im Tank. Chiara und ich sind von L.A. nach San Francisco, weiter zum Yosemite und wieder nach L.A. gefahren, saßen nicht selten 7-8 Stunden pro Tag im Auto. Und haben vielleicht vier Mal insgesamt tanken müssen.
Wichtig beim Tanken: Man bezahlt IM VORAUS! So möchten die Amis Benzin-Diebstahl vermeiden. Erst, wenn eure Kreditkarte belastet ist, könnt ihr also Sprit ins Auto füllen. Die Amis bezahlen mit ihrer Kreditkarte direkt an der Säule, ganz ohne den Menschen an der Kasse jemals zu Gesicht bekommen zu haben. Das geht meistens aber nur mit einer US-Postleitzahl, die eingegeben werden muss. Heißt: Chiara und ich haben nicht direkt an der Säule bezahlt, sondern wie in Deutschland auch am bemannten Schalter.
Ich habe das Auto also an der Säule abgestellt, bin in das Tankstellenhäuschen rein, habe höflich erklärt dass ich aus Deutschland komme und meine Kreditkarte ebenso. Jeder (!) Tankwart hat mir dann direkt und super freundlich geholfen. Habt ihr noch nie getankt? Sagt es kurz. Die Menschen helfen euch. In der Regel lief das Tanken dann so ab, dass der Tankwart meine Karte (American Express) mit Summe x belastet hat. Meist 30 oder 40 Dollar. Ich bin dann zurück zur Säule und habe auch nur für maximal 30 oder eben 40 Dollar tanken können, danach fließt kein Benzin mehr. Ist mir das zu wenig, kann ich im Zweifel noch mal rein und Nachbuchen. Habe ich zu viel Geld hinterlegt und der Tank ist schneller voll, gehe ich wieder rein und bekomme das überschüssige Geld wieder auf die Karte gebucht. Das war bei uns aber nie der Fall – wir kamen immer gut hin. Denn der Tankwart ist immer so nett gewesen und hat gefragt, wie viel Benzin wir noch im Tank haben und uns dann die Summe genannt, die wohl gut hinkommt. Heißt: Nach dem Tanken stieg ich einfach wieder ins Auto ein und fuhr los. Bezahlt hatte ich ja vorher schon 🙂
Meist gibt es drei verschiedene Benzinarten an amerikanischen Tankstellen: Regular, Plus und Premium. Etwa wie bei uns Normal, Super und Super Plus. Diesel ist in Amerika echt selten zu finden. Wir haben unseren Mustang stets mit Regular getankt, das reicht bei den Mietwagen völlig aus. Das bestätigte mir übrigens auch noch der erste Tankwart, den ich ahnungslos nach der richtigen Benzinart fragte.
Vorsicht bei Schulbussen
Wichtige Regel: Schulbusse dürfen nie überholt werden. Wenn sie anhalten, um Kids abzuladen oder mitzunehmen, dürft ihr also auf keinen Fall dran vorbei fahren. Und das nicht nur auf der Spur, wo der Schulbus sich befindet – sondern auch auf der Gegenfahrbahn. Der gesamte Verkehr kommt also zum Erliegen. So lange, bis ein rot leuchtendes Licht am Bus erlischt. Das ist das Zeichen dafür, dass es weitergeht und der Gegenverkehr auch wieder losdüsen darf. Die Schulbusse erkennt ihr übrigens sofort an der knallgelben Optik und es gibt verdammt viele davon.
1 Comment
reguläre Taxis sind wesendlich billiger als uber .
Daher sind sie auch sicherer und leichter zu erkennen . uvm